"verschwenderisch" - für Gott
Evangelische Räte
Wer in einem Orden lebt, verspricht radikal für Gott und den Nächsten da zu sein. Jesus hat seinen Jüngerinnen und Jüngern viele Ratschläge gegeben, wie sie ihr Leben und ihren Glauben in seiner Nachfolge gestalten können. Als besonders hilfreich haben sich im Laufe der Geschichte drei Regeln erwiesen: Das Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam. Alle Ordensleute verpflichten sich auf diese sogenannten Evangelischen Räte. Sie haben sich als die umfassendsten und tragenden Haltungen im Blick auf die entschiedene Nachfolge Christi bewährt. Das gilt nicht nur für Ordensleute, sondern im Prinzip für alle Christen.
Sie befreien von inneren und äußeren Zwängen und helfen so, Gott ungeteilt zur Verfügung zu stehen. Wer den Evangelischen Räten folgt, folgt Christus so, wie es im Evangelium gelehrt wird. Die Gelübde sind also ein Hilfsmittel, um sich ganz und gar mit Christus zu verbinden, die leidenschaftliche Liebe zu ihm zu verwirklichen. Sie machen frei vom „man muss“ oder „man soll“, weil Gott das Maß aller Dinge und die bedingungslose Liebe der Antrieb einer jeden Tat ist.
Das Zweite Vatikanische Konzil: Sinn und Ziel der Evangelischen Räte
Die evangelischen Räte der Gott geweihten Keuschheit, der Armut und des Gehorsams sind, in Wort und Beispiel des Herrn begründet. Sie bieten reichliche Hilfen zum Fortschritt ihrer Mitglieder, um auf dem Weg der Liebe in geistlicher Freude voranzuschreiten, wie zum Besten des ganzen Leibes Christi. Jeder Christi ist zwar durch die Taufe der Sünde gestorben und Gott geweiht. Um aber reichere Frucht aus der Taufgnade empfangen zu können, will er durch die Verpflichtung auf die Evangelischen Räte in der Kirche von den Hindernissen, die ihn von der Glut der Liebe und der Vollkommenheit der Gottesverehrung zurückhalten könnten, frei werden und wird dem göttlichen Dienst inniger geweiht. Das Volk Gottes hat ja hier keine bleibende Heimstatt, sondern sucht die zukünftige. Deshalb macht der Ordensstand, der seine Glieder von den irdischen Sorgen mehr befreit, mehr die himmlischen Güter, die schon in dieser Zeit gegenwärtig sind, auch allen Gläubigen kund, bezeugt das neue und ewige, in der Erlösung Christi erworbene Leben und kündigt die zukünftige Auferstehung und die Herrlichkeit des Himmelreiches an. Weiterlesen: Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution Lumen Gentium, Nr. 43-44
Papst Johannes Paul II. Die prophetische Aufgabe des Geweihten Lebens
Die evangelischen Räte dürfen nicht als Leugnung der Werte angesehen werden, die der Sexualität, dem rechtmäßigen Wunsch nach materiellem Besitz und nach autonomer Selbstentscheidung innewohnen. Diese Neigungen sind, sofern sie in der Natur begründet sind, in sich gut. Diejenigen, die den Evangelischen Räten folgen, sollen sozusagen eine »geistliche Therapie« für die Menschheit vorschreiben, da sie die Vergötterung der Schöpfung ablehnen und in irgendeiner Weise den lebendigen Gott sichtbar machen. Das geweihte Leben ist insbesondere in schwierigen Zeiten ein Segen für das menschliche und auch für das kirchliche Leben. Weiterlesen: Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 87
Armut
Armut als Lebensregel und innere Haltung hat verschiedene Facetten. Zunächst geht es darum, Jesus in seiner Hingabe für die Menschen nachzufolgen, so wie sie im Brief an die Gemeinde in Philippi (Phil 2,6 ff) beschrieben wird: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ Armut meint danach, von eigenen Bedürfnissen abzusehen und so ganz da sein zu wollen für Gott und die Menschen. Ordensleute leben deswegen in großer Solidarität mit allen Menschen. Sie teilen ihre Gaben, also das, was sie materiell besitzen, und ihre Begabungen, also das, was sie können. Armut macht auf diese Weise frei, für andere da zu sein und nicht immer auf seinen eigenen Vorteil achten zu müssen.
Ein zweiter Aspekt der Armut: Sobald der Mensch mehr auf Materielles vertraut als auf die Fürsorge Gottes, wird die Beziehung zu den Dingen 'faul'.
Im Buch Exodus (Ex 16,16 ff) wird erzählt, wie die Israeliten in der Wüste Manna – eine Art süßes Brot – anhäuften, weil sie Angst hatten, am nächsten Tag nichts mehr zu essen zu haben. Dabei hatte Gott versprochen, dass er für sie sorgt. Am nächsten Tag war das Manna faul geworden.
Wir Menschen sind versucht, uns an Dinge zu klammern. Dann aber ergreifen die Dinge Besitz von uns. Sie beginnen uns zu beherrschen, ohne uns die gewünschte Sicherheit geben zu können. Ein Leben in Armut bedeutet also auch, ganz konkret loszulassen. Loslassen des eigenen Autos, des neuesten Smartphones, der Weltreise. Wer so loslässt, hat plötzlich die Hände frei für Geschenke: das Manna in der Wüste, die Begegnung mit einem anderen Menschen, ein tolles Buch...
Zweites Vatikanisches Konzil
Die freiwillige Armut um der Nachfolge Christi willen ist Anteil an Christi Armut, der unseretwegen arm wurde, da er doch reich war, damit wir durch seine Entbehrung reich würden (vgl. 2 Kor 8,9; Mt 8,20). Die Mitglieder müssen tatsächlich und in der Gesinnung arm sein, da sie ihr Besitztum im Himmel haben (vgl. Mt 6,20). Alle sollen sich - jeder in seiner Aufgabe - dem allgemeinen Gesetz der Arbeit verpflichtet wissen. Im Erwerb aber dessen, was zu ihrem Lebensunterhalt und für ihre Aufgaben notwendig ist, sollen sie alle unangebrachte Sorge von sich weisen und sich der Vorsehung des himmlischen Vaters anheimgeben (vgl. Mt 6,25). Weiterlesen: Zweites Vatikanisches Konzil, Perfectae Caritatis, Nr. 13
Johannes Paul II.
Eine andere Herausforderung ist heute die eines habgierigen Materialismus, der gegenüber den Bedürfnissen und Leiden der Schwächsten gleichgültig ist und sich nicht um das Gleichgewicht der natürlichen Hilfsquellen kümmert. Die Antwort des geweihten Lebens besteht im Bekenntnis zur evangelischen Armut, die in verschiedenen Formen gelebt wird und oft von einem aktiven Einsatz bei der Förderung von Solidarität und Nächstenliebe begleitet wird. Weiterlesen: Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 89
Keuschheit
Die Begriffe Keuschheit, Jungfräulichkeit und Ehelosigkeit werden häufig synonym verwendet. Dabei trägt jeder für sich einen eigenen Akzent. Tatsächlich haben sie alle etwas mit dem freiwilligen Verzicht auf gelebte Sexualität zu tun. Im tieferen Sinne verweisen alle drei Begriffe jedoch auf die unbedingte Liebe zu Gott und dem Nächsten.
Wer Ehelosigkeit verspricht, verzichtet darauf, sich an einen einzelnen Menschen zu binden. Um des Himmelreiches willen und der Verfügbarkeit für Gott und den Dienst am Nächsten. Mit anderen Worten geht es darum, sich mit Leib und Seele Christus anzuvertrauen.
Der Begriff der Jungfräulichkeit klingt verstaubt und unzeitgemäß. Ursprünglich bedeutet Jungfräulichkeit jedoch ganz schlicht: ein reines Herz haben, Gott allen Raum einräumen, sich ihm überlassen und sich ihm voll und ganz öffnen. Wer jungfräulich ist, ist voller Sehnsucht und Erwartung nach dem prallen Leben.
Keuschheit meint eine grundlegende Haltung, nämlich die Bereitschaft, sich selbst zurücknehmen und Gott und dem Nächsten mit jeder Faser des eigenen Leibes gerecht werden wollen. Wenn Ordensleute Keuschheit geloben, versprechen sie auch im engeren Sinne sexuell enthaltsam zu leben, um sich leichter mit ungeteiltem Herzen allein Gott hingeben zu können. In einer Ordensregel heißt es dazu: Ordensleute geloben Keuschheit, „um Menschen zu sein für die anderen, in Freundschaft und Verbundenheit mit allen, besonders aber mit denen, die gemeinsam mit uns in der Sendung stehen“ (Ergänzende Normen der Congregatio Jesu).
Wer dieses Gelübde verspricht, wird zwar keine eigenen Kinder haben, aber auf andere Weise fruchtbar. Es geht darum, offen für das zu sein, was Gott von und für einen will und so zu wachsen. Im Zusammenhang mit der Armut behält ein Ordensmensch dieses Wachstum nicht für sich, sondern gibt es weiter an diejenigen, denen er begegnet.
Zweites Vatikanisches Konzil
Die Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12) macht das Herz des Menschen in einzigartiger Weise für eine größere Liebe zu Gott und zu allen Menschen frei (vgl. 1 Kor 7,32-35). Darum ist sie ein besonderes Zeichen für die himmlischen Güter und für die Ordensleute ein vorzügliches Mittel, sich mit Eifer dem göttlichen Dienst und den Werken des Apostolats zu widmen. Weiterlesen: Zweites Vatikanisches Konzil, Perfectae Caritatis, Nr. 12
Papst Johannes Paul II.
Die Person des geweihten Lebens beweist: Was von den meisten für unmöglich gehalten wurde, wird durch die Gnade des Herrn Jesus möglich und wirklich befreiend. Ja, in Christus ist es möglich, Gott mit ganzem Herzen zu lieben, indem man ihn über jede andere Liebe stellt und so mit der Freiheit Gottes jeden Menschen zu lieben! Dies ist ein Zeugnis, das heute nötiger denn je ist, gerade weil es von unserer Welt so wenig verstanden wird. Weiterlesen: Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 88
Gehorsam
„Dein Wille geschehe“. In dieser zentralen Bitte des christlichen Grundgebetes, dem Vaterunser, drücken sich der Wunsch und die Bereitschaft aus, sich ganz auf Gott und seine Führung einzulassen. In der christlichen Tradition wird das Gehorsam gegenüber Gott genannt.
Gehorsam hat heute oft einen Beigeschmack. Es lässt an blinden Gehorsam, an erzwungenen Gehorsam gegenüber zweifelhaften Autoritäten denken. Der Gehorsam gegenüber Gott ist jedoch eine in Freiheit und Liebe getroffene Entscheidung. Über den Sinn des freiwilligen Gehorsams sagte Papst Johannes Paul II. einmal gegenüber Ordensfrauen: „Heute wird viel gesprochen von Befreiung und Emanzipation, und es kommt diesen in sich berechtigten Anliegen eine besondere Bedeutung zu. Wird aber der Mensch, der nur Gebote und Bindungen abschüttelt, schon wirklich frei? Findet er heraus aus der Gefangenschaft des Egoismus und des Hasses, wenn er jeder Autorität misstrauisch gegenübersteht? Ihr lebt den Gehorsam. Ihr steht in der Freiheit der Liebe, weil ihr auf Gott vertraut und seiner Liebe gewiss seid. Euer Maßstab ist der Gehorsam Jesu." (OR 1987, Nr.19, 21)
Ordensleute nehmen sich vor, diesen Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort in radikaler Weise zu leben. Gehorsam üben im geistlichen Sinne bedeutet Abstand zu nehmen von sich selbst und seinen eigenen Bedürfnissen, um aktiv, kreativ und gewissenhaft Verantwortung in Kirche und Welt zu übernehmen. Dazu ist es nötig, genau hinzuhören, auf die Stimme Gottes, auf die eigenen Bedürfnisse, auf das, was die Gemeinschaft und die Welt brauchen.
Gott teilt sich in vielen alltäglichen Situationen mit, durch Menschen, die uns begegnen, aber auch im Wort der Heiligen Schrift. Im Jakobusbrief (Jak 1,21b-22a) heißt es: „Nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten. Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach.“
Wer im geistlichen Sinn gehorsam ist, sucht einerseits rückblickend nach dem, was Gott bereits „in ihn eingepflanzt hat“. Was hat Gott schon in meinem Leben gewirkt? Worin bestehen die größeren Zusammenhänge meines Lebens, in denen sich der Wille Gottes zeigt? Andererseits zielt die Aufforderung „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach“ auf die Zukunft. Es geht um Entschiedenheit im Handeln und um Veränderung hin zu mehr Leben in Gott.
Ordensleute verpflichten sich aber auch, ihrem Ordensoberen (ihrem „Vorgesetzten“) gehorsam zu sein. Die Oberen haben ihrerseits die Verpflichtung, genau hinzuhören, was im Sinne Christi für den Einzelnen oder die Einzelne und für die Gemeinschaft gut ist, damit sich der Wille Gottes erfüllt. Darum hören Vorgesetzte, wenn sie den Gehorsam ernst nehmen, ernsthaft auf die Meinung derjenigen, die Gehorsam versprochen haben.
Nur im aufeinander Hören gelingt Zusammenleben: Auch im Kloster braucht es das offene Ohr füreinander, damit die Bedürfnisse und auch die Fähigkeiten des Einzelnen sensibel wahrgenommen werden können. Im gemeinsamen Hören können so gehorsame Entscheidungen getroffen werden.
Zweites Vatikanisches Konzil
Im Gelöbnis des Gehorsams bringen die Ordensleute die volle Hingabe ihres Willens gleichsam als Opfer ihrer selbst Gott dar. Dadurch werden sie fester und sicherer dem göttlichen Heilswillen geeint. Unter der Anregung des Heiligen Geistes unterstellen sie sich im Glauben den Obern, die Gottes Stelle vertreten, nach dem Beispiel Jesu Christi, der in die Welt kam, um den Willen des Vaters zu erfüllen (vgl. Joh 4,34; 5,30; Hebr 10,7; Ps 39,9), und in der Annahme der Knechtsgestalt (Phil 2,7) aus seinem Leiden Gehorsam erlernte (vgl. Hebr 5,8). Weiterlesen: Zweites Vatikanisches Konzil, Perfectae Caritatis, Nr. 14
Johannes Paul II.
Der Gehorsam stellt uns auf besonders lebendige Weise wieder den Gehorsam Christi gegenüber dem Vater vor Augen und bezeugt, eben von seinem Geheimnis ausgehend, daß kein Widerspruch zwischen Gehorsam und Freiheit besteht. Tatsächlich enthüllt das Verhalten des Sohnes das Geheimnis der menschlichen Freiheit als Weg des Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters und das Geheimnis des Gehorsams als Weg fortschreitender Eroberung der wahren Freiheit. Und genau diesem Geheimnis will die Person des geweihten Lebens durch dieses bestimmte Gelübde Ausdruck verleihen. Weiterlesen: Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 91
Das Gemeinschaftsleben
Leben in Gemeinschaft …
- bedeutet einen Aufbruch – raus aus den bekannten Strukturen, aus der vertrauten Umgebung hinein in das Abenteuer des Lebens, das immer wieder neue Überraschungen für uns bereithält
- heißt Barmherzigkeit üben – immer und immer wieder
- ist eine Chance, über sich hinauszuwachsen, zu zeigen, was in uns steckt, an unseren Aufgaben zu wachsen und zu reifen, Neues auszuprobieren, die eigenen Talente und Begabungen zu entdecken
- ist dynamisch und abwechslungsreich, aber auch strukturiert und geplant
- bedeutet das Bewusstsein, dass wir uns nicht gegenseitig erwählt haben, sondern dass Gott uns an diesen Ort, zu dieser Lebensform, in diese Gemeinschaft berufen hat
- gleicht dem Leben in einer Familie – auch hier geht nichts ohne Absprachen, Aufgabenverteilung, Rücksicht und Respekt
- zeichnet sich aus durch 3G: Gottsuche, Glaube und Gebet
- ist Hingabe
- ist Inspiration und Auftrag zur Weltverbesserung
- lädt uns ein, immer wieder das Ja zu Gott und zur Gemeinschaft zu wiederholen und es jeden Tag zu leben
- braucht Kreativität und Offenheit, um die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie in das eigene Leben zu integrieren
- bedeutet, das Leben gemeinsam zu gestalten: die Struktur des Alltags – das Ineinander von Gebet und Arbeit, von gemeinsamer Rekreation (Erholung) und Zeiten des Schweigens
- bietet immer wieder die Möglichkeit, innezuhalten und das Leben neu auf Gott auszurichten
- ist wie ein Netz, das mich unter Spannung hält, das mich trägt, wenn‘s schwer wird, das mich auffängt, wenn ich falle, das mir neuen Schwung gibt, wenn ich erschöpft bin
- bedeutet Orientierung an Jesus Christus und Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes
- ist kein Ponyhof – auch in einer Ordensgemeinschaft kann es zu Konflikten und Spannungen, zu Missverständnissen und Streit kommen
- hat als ein Qualitätsmerkmal das Prinzip Hoffnung
- bedeutet, mit ganzem Leben Antwort auf den Ruf Gottes zu geben
- ist nicht frei von Spannungen – wir müssen unseren Platz finden im Spannungsfeld von Nähe und Distanz, von Freiheit und Bindung, von Hoffnung und Verzweiflung, von Alleinsein und Gemeinschaft
- heißt gelebte Treue – auch und gerade in schweren Zeiten
- erfordert einen sensiblen Umgang miteinander
- fordert von uns, miteinander und füreinander Verantwortung zu übernehmen
- heißt einander Wegbegleiter zu sein, „wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott zu sein“ (Augustinus)
- heißt möglicherweise, dass ich mich X-mal über eine Mitschwester / einen Mitbruder oder über mich selbst ärgern muss
- bedeutet nicht, dass Yoga ein verbindlicher Tagesordnungspunkt ist
- hat ein Ziel: das Leben in Fülle, zu dem wir berufen sind
Zweites Vatikanisches Konzil: Das Leben in Gemeinschaft macht das Kommen Christi offenbar, und es geht von ihm eine große apostolische Kraft aus.
Das Leben in Gemeinschaft nach dem Beispiel der Urkirche, in der die Menge der Gläubigen ein Herz und eine Seele war (vgl. Apg 4,32), soll, genährt durch die Lehre des Evangeliums, durch die heilige Liturgie, vor allem die Eucharistie, in Gebet und Gemeinsamkeit des Geistes beharrlich gepflegt werden (vgl. Apg 2,42). Die Ordensleute sollen als Glieder Christi im brüderlichen Umgang einander mit Achtung zuvorkommen (vgl. Röm 12,10); einer trage des anderen Last (vgl. Gal 6,2). Denn durch die Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in den Herzen ausgegossen ist (vgl. Röm 5,5), erfreut sich eine Gemeinschaft, die wie eine wahre Familie im Namen des Herrn beisammen ist, seiner Gegenwart (vgl. Mt 18,20). Die Liebe aber ist die Erfüllung des Gesetzes (vgl. Röm 13,10) und das Band der Vollkommenheit (vgl. Kol 3,14); in ihr wissen wir, daß wir aus dem Tod in das Leben hinübergeschritten sind (vgl. 1 Joh 3,14). Ja die Einheit der Brüder macht das Kommen Christi offenbar (vgl. Joh 13,35; 17,21), und es geht von ihr eine große apostolische Kraft aus.
(Zweites Vatikanisches Konzil, Perfectae Caritatis, Nr. 15)
Papst Johannes Paul II. Zeichen für Kirche und Gesellschaft
Das geschwisterliche Leben ist der bevorzugte Ort, um den Willen Gottes zu erkennen und anzunehmen und eines Sinnes und Herzens gemeinsam voranzugehen. Das Gemeinschaftsleben ist sodann gegenüber der Kirche und der Gesellschaft in besonderer Weise das Zeichen der Verbundenheit, die aus derselben Berufung und aus dem gemeinsamen Willen, ihr zu gehorchen, jenseits aller Unterschiede von Rasse und Herkunft, Sprache und Kultur, erwächst. Gegen den Geist von Zwietracht und Spaltung leuchten Autorität und Gehorsam als ein Zeichen jener einzigartigen Vaterschaft, die von Gott stammt, der aus dem Geist geborenen Brüderlichkeit, der inneren Freiheit dessen, der auf Gott vertraut trotz der menschlichen Grenzen all derer, die ihn repräsentieren. Weiterlesen: Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 92