Geschichte des Ordenslebens
Entstehung der Klöster und Orden
Das Wort „Mönch“ leitet sich vom griechischen Wort monachós ab. das den allein oder einzigartig Lebenden meint. Es bezeichnete ursprünglich eine überwiegend von Männern praktizierte besitz- und ehelose Lebensweise, deren Zielsetzung rein religiös ist. Das christliche Mönchstum orientiert sich an der Idealgestalt von Christus durch völlige Hingabe an Gott durch die Christus-Nachfolge. Kennzeichnend ist die Befolgung der sogenannten evangelischen Räte: Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam.
In der mehr oder weniger stark ausgeprägten Einsamkeit widmeten sich die ersten Mönche in der Antike nahezu vollständig dem Gebet und der Suche nach Gott. Jahrhunderte lang sahen sich die Klöster als alternative Gesellschaft zur Welt. Wer diesen Weg einschlug, trug zum Heil der gesamten Menschheit bei. Wurzeln dieser Auffassung fanden die Klöster im alten Judentum, beispielsweise bei den Essenern, denen Jesus mitunter zugerechnet wird, die ihn zumindest beeinflusst haben. Wurzeln finden sich aber auch in fernöstlichen Religionen wie dem Buddhismus, dem Jansenismus und dem Taoismus. Die ersten christlichen Mönche standen noch ganz unter dem Eindruck der baldigen Endzeiterwartung und dem dafür erforderlichen Bruch mit der weltlichen Gesellschaft.
Den antiken Formen, die sich heute noch bei Einsiedlern finden, folgte ein Mönchstum der völligen Entsagung. Neben Armut und Keuschheit unterwarfen sich nun die Mönche dem Fasten, Schweigen und körperlicher Züchtigung, um sich allein auf das Werk Gottes zu konzentrieren, von dem nichts Irdisches ablenken sollte. Aus Gleichgesinnten formten sich kleine Gemeinschaften, die als Modellgesellschaften den Einzelnen aller weltlichen Bedürfnisse enthoben. Sie sorgten für ihn, damit er völlig frei sein konnte für den Dienst an Gott. Der Einzelne verzichtete auf jeden Besitz; die Gemeinschaft unter der Führung eines Abtes (griech. abbas = Vater) dagegen durfte Besitz annehmen.
In der Ostkirche von Kleinasien bildete sich das Mönchstum nach den Regeln des heiligen Basilius des Großen heraus, dessen Name bald zum Synonym östlicher Mönche (Basilianer) wurde. Das war etwa zweihundert Jahre bevor Benedikt von Nursia um das Jahr 500 auf dem Monte Cassino zwischen Rom und Neapel seiner Laiengemeinschaft Regeln verordnete, die wegen ihrer Praxisnähe zum Fundament abendländischen Mönchstums wurden, auch wenn der heilige Augustinus schon vorher Prinzipien für das Mönchstum aufgestellt hatte. Sie orientieren sich aber bis heute mehr an einem mönchischen Priestertum, das in der allgemeinen Seelsorge integriert ist. So verstehen sich die Augustiner nicht als weltabgeschiedene Patres, sondern als klösterlich organisierte Priester in der allgemeinen Seelsorge.
Christentum und Ordensleben in Deutschland – historischer Überblick
Während bis ins Frühmittelalter germanische, keltische und slawische Stammesreligionen in großen Teilen des heutigen Deutschland vorherrschend waren, waren die alten römischen Provinzen Galliens um Rhein und Mosel bereits im 5. Jahrhundert christlich geworden. Östlich des Rheins, fand die Verbreitung des Evangeliums erst seit dem 7. Jahrhundert statt. Gefördert durch die fränkischen Könige kamen zunächst iro-schottische und seit dem 8. Jahrhundert angelsächsische Mönche aufs Festland. Ihr missionarisch-apostolischer Elan hatte monastisch-asketische Wurzeln und wurde zu einem wichtigen Träger der Christianisierung des europäischen Binnenraums. Als herausragende Gestalt ist hier Winfried-Bonifatius (ca. 671-754) zu nennen.
"An Bonifatius' umfassende Wirksamkeit knüpfen sich zahlreiche Legendenerzählungen"
Im Zuge seiner Mission unter den „Völkern Germaniens“ gründete er Klöster wie Fulda, Erfurt, Würzburg und Eichstätt und suchte die im Land wirkenden Wanderbischöfe an diese „Bischofsklöster“ zu binden. Bis heute gilt Bonifatius als „Apostel der Deutschen“. An Bonifatius' umfassende Wirksamkeit knüpfen sich zahlreiche Legendenerzählungen, die zum Teil auch bildliche Darstellung fanden. Die bekannteste ist, wie Bonifatius in Geismar (Hessen) die Donar-Eiche (arbor Jovis) fällt.*
In den Folgejahrhunderten war das asketisch-monastische Ideal einerseits ein „Kontrastmodell“ zur etablierten Gesellschaft und adeligen Kirche der Zeit. Zugleich wurden die Klöster als führende Träger der Kultur aber auch Teil der Reichskirche und es kam zu einer wachsenden Symbiose von Adel und Mönchtum. Nach und nach setzte sich die Regula Benedicti als verpflichtende Norm durch. Im 12. und 13. Jahrhundert entwickelten sich im Zuge einer gesamteuropäischen Tendenz auch in Deutschland in den Städten autonome Bürgerschaften. In religiöser Hinsicht erforderte diese Verstädterung neue Antworten, die sich in der Entstehung der Bettelorden (Dominikaner, Franziskaner) fanden. Mit ihrem apostolisch-asketischen Ideal wurden sie am Ende des 13. Jahrhunderts zu einflussreichen Institutionen in den Städten des Reichs. Ihre Denker prägten die Theologie des 12. und 13. Jahrhunderts.
Die Reformation, ausgelöst durch die Theologie Martin Luthers und seine Kritik an Fehlentwicklungen in der römischen Kirche, stellte eine sowohl religiöse als auch politische Zäsur dar. Während große Teile Nord- und Mitteldeutschlands protestantisch wurden, blieben der Westen und Süden vorwiegend katholisch. Auf der Landkarte Deutschlands fanden sich neben weltlichen Fürstentümern und freien Städten Fürstbistümer und Reichsabteien.
Der große Kontinuitätsbruch im Bereich des heutigen Deutschland ist die Säkularisation von 1803. Das Ende der geistlichen Fürstentümer wurde durch politische Verschiebungen infolge französischer Annexionen ausgelöst. Innerhalb eines Jahrzehnts kam es zur Aufhebung und Unterdrückung so gut wie aller Klöster und Ordensniederlassungen. Klöster und Orden galten der Aufklärung als Ausbund des Antiquierten. Bis nach 1850 wurde die Pfarrei zum nahezu ausschließlichen Ort allen kirchlich-religiösen Lebens. Erst allmählich entstand die Klosterlandschaft in Deutschland neu – in den nördlichen Ländern musste ab 1848 beim Nullpunkt begonnen werden. In den südlichen Teilen Deutschlands gibt es bereits um 1870 in den alten Orden einen neuen Höhepunkt an Ordensberufungen. Zugleich entstand eine Vielzahl neuer Kongregationen, Priester- und Brüdergemeinschaften und vor allem Schwesterngemeinschaften. Fast durchweg widmeten sie sich sozial-caritativen Aufgaben und der Bildung. Neben den in Klausur lebenden Nonnen des beschaulichen Typs erlebten die „tätigen“ Schwesterngemeinschaften einen gewaltigen Aufschwung. Die neuen Kongregationen griffen dort ein, wo es die Nöte ihrer Zeit erforderten. Am Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr vor allem auch die „Heidenmission“ einen völlig neuen Schwung. Von Deutschland aus schickten neue Gemeinschaften wie die „Steyler Missionare“ Missionarinnen und Missionare in alle Welt. Die in dieser Zeit in Deutschland entstandenen Ordensgemeinschaften haben sich heute zu internationalen Gemeinschaften entwickelt.
Verw. Literatur: Isnard Wilhelm Frank: Kirchengeschichte des Altertums, Düsseldorf 1984. Hanspeter Oschwald : Der Klosterurlaubsführer, Freiburg 2003. Klaus Schatz: Kirchengeschichte der Neuzeit II, Düsseldorf 1989.
*Vgl.: Wagner, Fritz: Bonifatius (Winfrid), Hl. In: Brednich, Rudolf Wilhelm (Hg.) et al.: Enzyklopädie des Märchens Online. Stand: 03.08.2022, <https://www.degruyter.com/database/EMO/entry/emo.2.129/html>, Sp. 612f.