Faszination Ordensleben – Finde Deine Berufung

Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vita Consacrata, Nr. 87.

Die prophetische Aufgabe des geweihten Lebens wird von drei hauptsächlichen Herausforderungen gestellt, die an die Kirche selbst gerichtet sind: es sind die schon immer dagewesenen Herausforderungen, die von der modernen Gesellschaft, zumindest in manchen Teilen der Welt, in neuer und vielleicht radikalerer Form gestellt werden. Sie berühren direkt die evangelischen Räte von Armut, Keuschheit, Gehorsam und spornen die Kirche und insbesondere die Personen des geweihten Lebens an, deren tiefe anthropologische Bedeutung zu erhellen und zu bezeugen. Weit davon entfernt, eine Verarmung echter menschlicher Werte zu begründen, erscheint die Wahl dieser Räte in der Tat vielmehr als ihre Verklärung. Die evangelischen Räte dürfen nicht als Leugnung der Werte angesehen werden, die der Sexualität, dem rechtmäßigen Wunsch nach materiellem Besitz und nach autonomer Selbstentscheidung innewohnen. Diese Neigungen sind, sofern sie in der Natur begründet sind, in sich gut. Der durch die Erbsünde geschwächte Mensch ist jedoch der Gefahr ausgesetzt, diese in einer die Norm übertretenden Weise in die Tat umzusetzen. Das Bekenntnis zu Keuschheit, Armut und Gehorsam wird zur Mahnung, die durch die Erbsünde verursachten Verletzungen nicht unterzubewerten, und es relativiert die geschaffenen Güter, auch wenn es ihren Wert bejaht, weil es Gott als absolutes Gut zeigt. So sollen diejenigen, die den evangelischen Räten folgen, während sie nach der Heiligkeit für sich selbst streben, sozusagen eine »geistliche Therapie« für die Menschheit vorschreiben, da sie die Vergötterung der Schöpfung ablehnen und in irgendeiner Weise den lebendigen Gott sichtbar machen. Das geweihte Leben ist insbesondere in schwierigen Zeiten ein Segen für das menschliche und auch für das kirchliche Leben.

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